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LETTER
of POPE
FRANCIS
to the
PILGRIM-PEOPLE
of GOD
in GERMANY
SCHREIBEN VON PAPST FRANZISKUS
AN DAS PILGERNDE VOLK GOTTES IN DEUTSCHLAND
DEAR Brothers and Sisters |
Liebe Brüder und Schwestern, |
The consideration of the readings of the Easter festival from Acts has moved me to write you this letter. In these readings, we encounter the very first apostolic church, which is completely imbued with the new life given by the Holy Spirit, who at the same time has made all the circumstances so that they have become good occasions for proclamation. The disciples seemed to have lost everything and on the first day of the week, between bitterness and sadness, they heard from the mouth of a woman that the Lord was alive. Nothing and no one could stop the intrusion of the Paschal Mystery into their lives, and at the same time the disciples could not understand what their eyes saw and touched their hands (1 John 1: 1). |
Die Betrachtung der Lesungen der österlichen Festzeit aus der Apostelgeschichte hat mich bewegt, euch diesen Brief zu schreiben. In diesen Lesungen begegnen wir der allerersten apostolischen Gemeinde, die ganz von dem neuen Leben durchdrungen ist, das der Heilige Geist geschenkt hat, der gleichzeitig alle Umstände so gefügt hat, dass daraus gute Anlässe zur Verkündigung geworden sind. Die Jünger schienen damals alles verloren zu haben und am ersten Tag der Woche, zwischen Bitterkeit und Traurigkeit, hörten sie aus dem Munde einer Frau, dass der Herr lebe. Nichts und niemand konnte das Eindringen des Ostergeheimnisses in ihr Leben aufhalten und zugleich konnten die Jünger nicht begreifen, was ihre Augen geschaut und ihre Hände berührt haben (vgl. 1 Joh 1,1). |
In the light of this and with the conviction that the Lord “with his novelty can always renew our lives and our fellowship” [1] , I want to be close to you and share your concern for the future of the Church in Germany. We are all aware that we are living not only in a time of change, but rather in a turning point that raises new and old issues in the light of which a dispute is legitimate and necessary. The circumstances and issues I have with your shepherd on the occasion of the last ad liminaCould certainly continue to resonate in your communities. As on that occasion, I would like to offer you my support, announce my closeness on the common path, and encourage the search for an outspoken response to the present situation. |
Angesichts dessen und mit der Überzeugung, dass der Herr «mit seiner Neuheit immer unser Leben und unsere Gemeinschaft erneuern kann»[1], möchte ich Euch nahe sein und Eure Sorge um die Zukunft der Kirche in Deutschland teilen. Wir sind uns alle bewusst, dass wir nicht nur in einer Zeit der Veränderungen leben, sondern vielmehr in einer Zeitenwende, die neue und alte Fragen aufwirft, angesichts derer eine Auseinandersetzung berechtigt und notwendig ist. Die Sachlagen und Fragestellungen, die ich mit Euren Hirten anlässlich des letzten Ad-limina-Besuches besprechen konnte, finden sicherlich weiterhin Resonanz in Euren Gemeinden. Wie bei jener Gelegenheit, möchte ich euch meine Unterstützung anbieten, meine Nähe auf dem gemeinsamen Weg kundtun und zur Suche nach einer freimütigen Antwort auf die gegenwärtige Situation ermuntern. |
1. With gratitude, I view the fine network of communities and communities, parishes, and filial communities, schools and colleges, hospitals, and other social services that have arisen throughout history and bear witness to the living faith that has sustained them over several generations and has revived. This faith has passed through times of suffering, confrontation, and tribulation, and at the same time stands for stability and liveliness; Even today it shows in many testimonies of life and in works of charity rich in fruit. The Catholic communities in Germany in their diversity and plurality are recognized worldwide for their sense of responsibility and generosity, which has understood reaching out and accompanying the implementation of evangelization processes in regions in disadvantaged areas with no opportunities. This magnanimity has been shown in recent history not only in the form of economic and material help, but also in the fact that over the years it has shared many charisms and sent personnel: priests, women religious and men and lay people who are very faithful and indefatigable have fulfilled their ministry and mission under often very difficult conditions.[2] You have given to the universal Church great sacred men and women, great theologians and theologians, and pastors and lay people who contributed to the success of a fruitful encounter between the Gospel and the cultures, to new syntheses and capable of doing so To awaken the best of both for future generations in the same zeal of beginnings. [3] This has made remarkable efforts to find pastoral answers to the challenges that have come your way. |
1. Mit Dankbarkeit betrachte ich das feine Netzwerk von Gemeinden und Gemeinschaften, Pfarreien und Filialgemeinden, Schulen und Hochschulen, Krankenhäusern und anderen Sozialeinrichtungen, die im Laufe der Geschichte entstanden sind und von lebendigem Glauben Zeugnis ablegen, der sie über mehrere Generationen hinweg erhalten, gepflegt und belebt hat. Dieser Glaube ist durch Zeiten gegangen, die bestimmt waren von Leiden, Konfrontation und Trübsal, und zeichnet sich gleichzeitig durch Beständigkeit und Lebendigkeit aus; auch heute noch zeigt er sich in vielen Lebenszeugnissen und in Werken der Nächstenliebe reich an Frucht. Die katholischen Gemeinden in Deutschland in ihrer Diversität und Pluralität sind weltweit anerkannt für ihr Mitverantwortungsbewusstsein und ihre Großzügigkeit, die es verstanden hat, die Hand auszustrecken und die Umsetzung von Evangelisierungsprozessen in Regionen in benachteiligten Gegenden mit fehlenden Möglichkeiten zu erreichen und zu begleiten. Diese Großherzigkeit hat sich in der jüngeren Geschichte nicht nur in Form von ökonomischer und materieller Hilfe gezeigt, sondern auch dadurch, dass sie im Laufe der Jahre zahlreiche Charismen geteilt und Personal ausgesandt hat: Priester, Ordensfrauen und Ordensmänner sowie Laien, die ganz treu und unermüdlich ihren Dienst und ihre Mission unter oft sehr schwierigen Bedingungen erfüllt haben.[2] Ihr habt der Weltkirche große heilige Männer und Frauen, große Theologen und Theologinnen sowie geistliche Hirten und Laien geschenkt, die ihren Beitrag für das Gelingen einer fruchtbaren Begegnung zwischen dem Evangelium und den Kulturen geleistet haben, hin auf neue Synthesen und fähig, das Beste aus beiden für zukünftige Generationen im gleichen Eifer der Anfänge zu erwecken.[3] Dies ermöglichte bemerkenswerte Bemühungen, pastorale Antworten auf die Herausforderungen zu finden, die sich Euch gestellt haben. |
I would also like to point out the ecumenical path you have taken, the fruits of which have been shown on the occasion of the commemoration year “500 years of Reformation”. This path encourages further initiatives in prayer, as well as cultural exchanges and works of charity, which will enable us to overcome the prejudices and wounds of the past so that we can celebrate and test the joy of the Gospel better. |
Hingewiesen sei auch auf den von Euch eingeschlagenen ökumenischen Weg, dessen Früchte sich anlässlich des Gedenkjahres „500 Jahre Reformation” gezeigt haben. Dieser Weg ermuntert zu weiteren Initiativen im Gebet sowie zum kulturellen Austausch und zu Werken der Nächstenliebe, die befähigen, die Vorurteile und Wunden der Vergangenheit zu überwinden, damit wir die Freude am Evangelium besser feiern und bezeugen können. |
2. Today, however, with you, I painfully note the increasing erosion and decay of faith with everything that includes not only spiritual but also social and cultural issues. This situation can be seen visibly, as Benedict XVI. has shown, not only “in the East, as we know, where much of the population is not baptized and has no contact with the Church and often Christ does not know” [4] , but even in so-called “traditional Catholic areas with a drastic decline the visitor of the Sunday mass as well as the reception of the sacraments » [5], This is certainly a multi-faceted and no sooner or easily resolved decline. He demands a serious and conscious approach and challenges us in that historical moment like that beggar, though we hear the apostle’s words: “I do not own silver and gold. But what I have, I give to you: in the name of Jesus Christ, the Nazarene, go around! »(Acts 3: 6) |
2. Heute indes stelle ich gemeinsam mit euch schmerzlich die zunehmende Erosion und den Verfall des Glaubens fest mit all dem, was dies nicht nur auf geistlicher, sondern auch auf sozialer und kultureller Ebene einschließt. Diese Situation lässt sich sichtbar feststellen, wie dies bereits Benedikt XVI. aufgezeigt hat, nicht nur «im Osten, wie wir wissen, wo ein Großteil der Bevölkerung nicht getauft ist und keinerlei Kontakt zur Kirche hat und oft Christus überhaupt nicht kennt»[4], sondern sogar in sogenannten «traditionell katholischen Gebieten mit einem drastischen Rückgang der Besucher der Sonntagsmesse sowie beim Empfang der Sakramente»[5]. Es ist dies ein sicherlich facettenreicher und weder bald noch leicht zu lösender Rückgang. Er verlangt ein ernsthaftes und bewusstes Herangehen und fordert uns in diesem geschichtlichen Moment wie jenen Bettler heraus, wenn auch wir das Wort des Apostels hören: «Silber und Gold besitze ich nicht. Doch was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi, des Nazoräers, geh umher!» (Apg 3,6) |
3. To counter this situation, your bishops have proposed a synodal path. What it means concretely and how it develops will certainly have to be considered even more deeply. For my part, I have presented my reflections on the topic of synodality on the occasion of the celebration of the 50th anniversary of the Synod of Bishops [6] . It is essentially a synodos a common path under the guidance of the Holy Spirit. But that means going out together with the whole Church under the light of the Holy Spirit, under His guidance and rousing, to learn to listen and to recognize the ever-new horizon He wants to give us. For synodality presupposes the action of the Holy Spirit and requires it. |
3. Um dieser Situation zu begegnen, haben Eure Bischöfe einen synodalen Weg vorgeschlagen. Was dieser konkret bedeutet und wie er sich entwickelt, wird sicherlich noch tiefer in Betracht gezogen werden müssen. Meinerseits habe ich meine Betrachtungen zum Thema Synodalität anlässlich der Feier des 50-jährigen Bestehens der Bischofssynode dargelegt[6]. Es handelt sich im Kern um einen synodos, einen gemeinsamen Weg unter der Führung des Heiligen Geistes. Das aber bedeutet, sich gemeinsam auf den Weg zu begeben mit der ganzen Kirche unter dem Licht des Heiligen Geistes, unter seiner Führung und seinem Aufrütteln, um das Hinhören zu lernen und den immer neuen Horizont zu erkennen, den er uns schenken möchte. Denn die Synodalität setzt die Einwirkung des Heiligen Geistes voraus und bedarf ihrer. |
On the occasion of the last plenary session of the Italian bishops, I had the opportunity to recall this central reality for the life of the Church, bringing with it the twofold perspective it pursues: “Synodality from the bottom up, that is the duty to ensure the existence and proper functioning of the diocese, the councils, the parishes, the participation of the laity ... (see canon 469-494 CIC), starting with the diocese. So it is not possible to hold a great synod without taking the base into consideration ... Only then will the synodality come from above downwards, “which allows, in a specific and special way, the collegial dimension of the episcopal ministry and of the church to live [7], This is the only way to make mature decisions in matters essential to the faith and life of the Church. This will be possible on the condition that we get on the road, equipped with patience and the humble and healthy conviction that we will never succeed in solving all questions and problems at the same time. The Church is and always will be a pilgrim on the way of history; She is the bearer of a treasure in earthen vessels (2 Cor 4: 7). This reminds us: in this world, the Church will never be perfect, while its liveliness and beauty will be grounded in the treasure to whose guardian she has been appointed from the beginning [8] . |
Anlässlich der letzten Vollversammlung der italienischen Bischöfe hatte ich die Gelegenheit, diese für das Leben der Kirche zentrale Wirklichkeit nochmals in Erinnerung zu rufen, indem ich die doppelte Perspektive, die sie verfolgt, einbrachte: «Synodalität von unten nach oben, das bedeutet die Pflicht, für die Existenz und die ordnungsgemäßen Funktionsvorgänge der Diözese, der Räte, der Pfarrgemeinden, für die Beteiligung der Laien Sorge zu tragen… (vgl. cann. 469-494 CIC), angefangen bei der Diözese. So ist es nicht möglich eine große Synode zu halten, ohne die Basis in Betracht zu ziehen… Dann erst kommt die Synodalität von oben nach unten», die es erlaubt, in spezifischer und besonderer Weise die kollegiale Dimension des bischöflichen Dienstes und des Kirche-Seins zu leben[7]. Nur so gelangen wir in Fragen, die für den Glauben und das Leben der Kirche wesentlich sind, zu reifen Entscheidungen. Möglich sein wird das unter der Bedingung, dass wir uns auf den Weg machen, gerüstet mit Geduld und der demütigen und gesunden Überzeugung, dass es uns niemals gelingen wird, alle Fragen und Probleme gleichzeitig lösen zu können. Die Kirche ist und wird immer Pilgerin auf dem Weg der Geschichte sein; dabei ist sie Trägerin eines Schatzes in irdenen Gefäßen (vgl. 2 Kor 4,7). Das ruft uns in Erinnerung: In dieser Welt wird die Kirche nie vollkommen sein, während ihre Lebendigkeit und ihre Schönheit in jenem Schatz gründet, zu dessen Hüterin sie von Anfang an bestellt ist[8]. |
The current challenges, as well as the answers we give, call for “the development of a healthy aggiornamento ” of a long maturation process and the co-operation of a whole people for years “ [9] . This encourages the emergence and continuation of processes that build us as God’s people, rather than seeking immediate results with premature and medial consequences that are fleeting due to lack of deepening and maturing, or because they do not correspond to the vocation given to us. |
Die aktuellen Herausforderungen sowie die Antworten, die wir geben, verlangen im Blick auf die Entwicklung eines gesunden aggiornamento «einen langen Reifungsprozess und die Zusammenarbeit eines ganzen Volkes über Jahre hinweg»[9]. Dies regt das Entstehen und Fortführen von Prozessen an, die uns als Volk Gottes aufbauen, statt nach unmittelbaren Ergebnissen mit voreiligen und medialen Folgen zu suchen, die flüchtig sind wegen mangelnder Vertiefung und Reifung oder weil sie nicht der Berufung entsprechen, die uns gegeben ist. |
4. In this sense, with all serious and unavoidable reflection, one can easily fall into subtle temptations, which, in my opinion, should be given special attention and caution should be exercised, as they are dangerous to us [and]anything but helpful for a common path, through preconceived schemata and mechanisms that result in alienation or limitation of our mission. Moreover, as an aggravating circumstance, if we are unaware of these temptations, we easily end up in a complicated series of arguments, analyses, and solutions with no other effect than distancing us from the actual and daily encounter with the faithful people and the Lord. |
4. In diesem Sinne kann man bei aller ernsthaften und unvermeidlichen Reflexion leicht in subtile Versuchungen geraten, denen man, meines Erachtens, besondere Aufmerksamkeit schenken und deshalb Vorsicht walten lassen sollte, da sie uns, alles andere als hilfreich für einen gemeinsamen Weg, in vorgefassten Schemata und Mechanismen festhalten, die in einer Entfremdung oder einer Beschränkung unserer Mission enden. Mehr noch kommt als erschwerender Umstand hinzu: Wenn wir uns dieser Versuchungen nicht bewusst sind, enden wir leicht in einer komplizierten Reihe von Argumentationen, Analysen und Lösungen mit keiner anderen Wirkung, als uns von der wirklichen und täglichen Begegnung mit dem treuen Volk und dem Herrn fernzuhalten. |
5. Accepting and enduring the present situation does not imply passivity or resignation and even less negligence; on the contrary, it is an invitation to face what has died in us and in our communities, which requires evangelization and the visitation of the Lord. But that requires courage, because what we need is much more than a structural, organizational or functional change. |
5. Die derzeitige Situation anzunehmen und sie zu ertragen, impliziert nicht Passivität oder Resignation und noch weniger Fahrlässigkeit; sie ist im Gegenteil eine Einladung, sich dem zu stellen, was in uns und in unseren Gemeinden abgestorben ist, was der Evangelisierung und der Heimsuchung durch den Herrn bedarf. Das aber verlangt Mut, denn, wessen wir bedürfen, ist viel mehr als ein struktureller, organisatorischer oder funktionaler Wandel. |
I recall what I said when meeting your pastors in 2015 that one of the first and greatest temptations in the church sphere is to believe that the solutions to current and future problems are solely through the reform of structures, Organizations and administration can be achieved, but that in the end in no way touch the vital points that actually need attention. “It’s a kind of new Pelagianism that leads to putting our trust in the administration, the perfect apparatus. Exaggerated centralization, however, complicates the life of the church and its missionary dynamism rather than helping it (see Evangelii gaudium , 32)” [10] . |
Ich erinnere daran, was ich anlässlich der Begegnung mit euren Oberhirten im Jahre 2015 sagte, dass nämlich eine der ersten und größten Versuchungen im kirchlichen Bereich darin bestehe zu glauben, dass die Lösungen der derzeitigen und zukünftigen Probleme ausschließlich auf dem Wege der Reform von Strukturen, Organisationen und Verwaltung zu erreichen sei, dass diese aber schlussendlich in keiner Weise die vitalen Punkte berühren, die eigentlich der Aufmerksamkeit bedürfen. «Es handelt sich um eine Art neuen Pelagianismus, der dazu führt, unser Vertrauen auf die Verwaltung zu setzen, auf den perfekten Apparat. Eine übertriebene Zentralisierung kompliziert aber das Leben der Kirche und ihre missionarische Dynamik, anstatt ihr zu helfen (vgl. Evangelii gaudium, 32)»[10]. |
The basis of this temptation is the idea that the best answer, in the face of many problems and shortcomings, is to reorganize things, to change and to “patch up”, so as to order and smooth the life of the Church by the current logic or logic that one of a certain group adapts. In such a way, all difficulties seem to be solved, and things seemingly find their way again, so that ecclesiastical life finds a “very definite” new or old order, which then ends the tensions that are our own human being and the wants to evoke the gospel [11] . |
Die Grundlage dieser Versuchung ist der Gedanke, die beste Antwort angesichts der vielen Probleme und Mängel bestehe in einem Reorganisieren der Dinge, in Veränderungen und in einem “Zurechtflicken”, um so das kirchliche Leben zu ordnen und glätten, indem man es der derzeitigen Logik oder jener einer bestimmten Gruppe anpasst. Auf einem solchen Weg scheinen alle Schwierigkeiten gelöst zu sein und scheinbar finden die Dinge wieder ihre Bahn, so das kirchliche Leben eine “ganz bestimmte” neue oder alte Ordnung findet, die dann die Spannungen beendet, die unserem Mensch-Sein zu eigen sind und die das Evangelium hervorrufen will[11]. |
In this way tensions in church life would only seemingly be eliminated. Wanting to be “just and in harmony” would, in time, only euthanize and tame the hearts of our people, and reduce or even silence the living power of the gospel that the Spirit wishes to bestow: “That would be the greatest Sin of the secularization and worldly attitude against the Gospel » [12] . So you might come to a well-structured and functioning, even “modernized” ecclesiastical organism; but he would remain without a soul and without the freshness of the gospel. We would only live a “vaporous”, vague Christianity, but without the necessary “bite” of the gospel. [13], «Today we are called to deal with imbalances and mismatches. We will not be able to do anything good that is in keeping with the gospel if we are afraid of it “ [14] . We must not forget that there are tensions and imbalances that have the taste of the gospel that must be maintained because they promise new life. |
Auf diese Weise wären Spannungen im kirchlichen Leben nur scheinbar zu beseitigen. Nur „in Ordnung und im Einklang” sein zu wollen, würde mit der Zeit lediglich das Herz unseres Volkes einschläfern und zähmen und die lebendige Kraft des Evangeliums, die der Geist schenken möchte, verringern oder gar zum Schweigen bringen: «Das aber wäre die größte Sünde der Verweltlichung und verweltlichter Geisteshaltung gegen das Evangelium»[12]. So käme man vielleicht zu einem gut strukturierten und funktionierenden, ja sogar „modernisierten” kirchlichen Organismus; er bliebe jedoch ohne Seele und ohne die Frische des Evangeliums. Wir würden lediglich ein „gasförmiges”, vages Christentum, aber ohne den notwendigen „Biss” des Evangeliums, leben[13]. «Heute sind wir gerufen, Ungleichgewichte und Missverhältnisse zu bewältigen. Wir werden nicht in der Lage sein, irgendetwas Gutes zu tun, was dem Evangelium entspricht, wenn wir davor Angst haben»[14]. Wir dürfen nicht vergessen, dass es Spannungen und Ungleichgewichte gibt, die den Geschmack des Evangeliums haben, die beizubehalten sind, weil sie neues Leben verheißen. |
6. It is therefore important for me to keep in mind what “the Church has repeatedly taught, that we are not justified by our works or our efforts, but by the grace of the Lord who takes the initiative” [15] ], Without this dimension of divine virtues we run the risk of repeating in the various renewal efforts what today prevents the ecclesial community from proclaiming the merciful love of God. The way in which the current situation is adopted will determine the fruits that will emerge from it. That is why I appeal that this should be done in the tone of divine virtues. The gospel of grace with the Visitation of the Holy Spirit is the light and the guide to face these challenges. Whenever a church community tries to come out of its own problems, relying only on its own resources, its own methods, and its own intelligence, it ends up being the evil to overcome. still multiply and sustain. Forgiveness and salvation are not something we have to buy, “or what we have to acquire through our works or efforts. He forgives and liberates us free of charge. His devotion to the cross is such a great thing that we can not or should not pay it, we can only accept this gift with the utmost gratitude, full of joy, to be loved so much, even before we even think about it »[16] . |
6. Daher erscheint es mir wichtig, das nicht aus den Augen zu verlieren, was «die Kirche wiederholt gelehrt hat, dass wir nicht durch unsere Werke oder unsere Anstrengungen gerechtfertigt werden, sondern durch die Gnade des Herrn, der die Initiative ergreift»[15]. Ohne diese Dimension der göttlichen Tugenden laufen wir Gefahr, in den verschiedenen Erneuerungsbestrebungen das zu wiederholen, was heute die kirchliche Gemeinschaft daran hindert, die barmherzige Liebe Gottes zu verkündigen. Die Art und Weise der Annahme der derzeitigen Situation wird bestimmend sein für die Früchte, die sich daraus entwickeln werden. Darum appelliere ich, dass dies im Ton der göttlichen Tugenden geschehen soll. Das Evangelium der Gnade mit der Heimsuchung des Heiligen Geistes sei das Licht und der Führer, damit ihr euch diesen Herausforderungen stellen könnt. Sooft eine kirchliche Gemeinschaft versucht hat, alleine aus ihren Problemen herauszukommen, und lediglich auf die eigenen Kräfte, die eigenen Methoden und die eigene Intelligenz vertraute, endete das darin, die Übel, die man überwinden wollte, noch zu vermehren und aufrechtzuerhalten. Die Vergebung und das Heil sind nicht etwas, das wir erkaufen müssen, «oder was wir durch unsere Werke oder unsere Bemühungen erwerben müssen. Er vergibt und befreit uns unentgeltlich. Seine Hingabe am Kreuz ist etwas so Großes, dass wir es weder bezahlen können noch sollen, wir können dieses Geschenk nur mit größter Dankbarkeit entgegennehmen, voll Freude, so geliebt zu werden, noch bevor wir überhaupt daran denken»[16]. |
The current picture of the situation does not allow us to lose sight of the fact that our mission is not bound up with predictions, calculations or encouraging or discouraging surveys, either at the ecclesiastical, political, economic or social levels, or successful ones Results of our Pastoral Planning [17], All that matters is to value, listen, evaluate, and pay attention to these things; in itself, however, our faithfulness is not exhausted. Our mission and reason of existence are rooted in the fact that “God so loved the world that He gave His only Son, that whosoever believeth in Him should not perish but have eternal life” (Jn 3:16). ”Without new life and genuine spirit inspired by the Gospel, without” fidelity of the Church to her own vocation “will destroy any new structure in a short time” [18] . |
Das gegenwärtige Bild der Lage erlaubt uns nicht, den Blick dafür zu verlieren, dass unsere Sendung sich nicht an Prognosen, Berechnungen oder ermutigenden oder entmutigenden Umfragen festmacht, und zwar weder auf kirchlicher, noch auf politischer, ökonomischer oder sozialer Ebene und ebenso wenig an erfolgreichen Ergebnissen unserer Pastoralplanungen[17]. Alles das ist von Bedeutung, auch diese Dinge zu werten, hinzuhören, auszuwerten und zu beachten; in sich jedoch erschöpft sich darin nicht unser Gläubig-Sein. Unsere Sendung und unser Daseinsgrund wurzelt darin, dass «Gott die Welt so sehr geliebt hat, dass er seinen einzigen Sohn dahingab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben» (Joh 3,16). «Ohne neues Leben und echten, vom Evangelium inspirierten Geist, ohne „Treue der Kirche gegenüber ihrer eigenen Berufung” wird jegliche neue Struktur in kurzer Zeit verderben»[18]. |
Therefore, the imminent process of change can not respond solely to external facts and needs, such as the sharp decline in birth rates and the aging of communities that do not allow for a normal generation change. However, objective and valid causes, when viewed in isolation from the mystery of the Church, would favor and encourage a merely reactive attitude, both positive and negative. A true process of change answers, but at the same time demands that arise from our Christianity and the inherent dynamism of the evangelization of the Church; such a process requires a pastoral conversion. We are asked to adopt a stance that aims to live the gospel and make it transparent,[19] . Pastoral conversion reminds us that evangelization must be our guiding criterion under which we can recognize all the steps that we have called the ecclesial community to set in motion; Evangelizing is the actual and essential mission of the Church [20] . |
Deshalb kann der bevorstehende Wandlungsprozess nicht ausschließlich reagierend auf äußere Fakten und Notwendigkeiten antworten, wie es zum Beispiel der starke Rückgang der Geburtenzahl und die Überalterung der Gemeinden sind, die nicht erlauben, einen normalen Generationen-wechsel ins Auge zu fassen. Objektive und gültige Ursachen würden jedoch, werden sie isoliert vom Geheimnis der Kirche betrachtet, eine lediglich reaktive Haltung – sowohl positiv wie negativ – begünstigen und anregen. Ein wahrer Wandlungsprozess beantwortet, stellt aber zugleich auch Anforderungen, die unserem Christ-Sein und der ureigenen Dynamik der Evangelisierung der Kirche entspringen; ein solcher Prozess verlangt eine pastorale Bekehrung. Wir werden aufgefordert, eine Haltung einzunehmen, die darauf abzielt, das Evangelium zu leben und transparent zu machen, indem sie mit «dem grauen Pragmatismus des täglichen Lebens der Kirche bricht, in dem anscheinend alles normal abläuft, aber in Wirklichkeit der Glaube nachlässt und ins Schäbige absinkt»[19]. Pastorale Bekehrung ruft uns in Erinnerung, dass die Evangelisierung unser Leitkriterium schlechthin sein muss, unter dem wir alle Schritte erkennen können, die wir als kirchliche Gemeinschaft gerufen sind in Gang zu setzen gerufen sind; Evangelisieren bildet die eigentliche und wesentliche Sendung der Kirche[20]. |
7. Therefore, as your bishops have already emphasized, it is necessary to regain the primacy of evangelization in order to view the future with confidence and hope, for “the Church, evangelizer, begins to evangelise itself , As a community of believers, as a communion of lived and preached hope, as a community of fraternal love, the Church must unceasingly hear for herself what she must believe, what are the reasons for her hope, and what the new commandment of love is » [21] . |
7. Deshalb ist es, wie Eure Bischöfe bereits betont haben, notwendig, den Primat der Evangelisierung zurückzugewinnen, um die Zukunft mit Vertrauen und Hoffnung in den Blick zu nehmen, denn «die Kirche, Trägerin der Evangelisierung, beginnt damit, sich selbst zu evangelisieren. Als Gemeinschaft von Gläubigen, als Gemeinschaft gelebter und gepredigter Hoffnung, als Gemeinschaft brüderlicher Liebe muss die Kirche unablässig selbst vernehmen, was sie glauben muss, welches die Gründe ihrer Hoffnung sind und was das neue Gebot der Liebe ist»[21]. |
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The evangelization thus practiced is not [:] | Die so gelebte Evangelisierung ist keine |
a tactic of ecclesiastical repositioning in today’s world, |
Taktik kirchlicher Neupositionierung in der Welt von heute, |
or an act of conquest, domination or territorial expansion; |
oder kein Akt der Eroberung, der Dominanz oder territorialen Erweiterung; |
it is not a “retouching” that adapts the church to the zeitgeist, but makes it lose its originality and its prophetic mission |
sie ist keine „Retusche”, die die Kirche an den Zeitgeist anpasst, sie aber ihre Originalität und ihre prophetische Sendung verlieren lässt. |
Also, evangelization does not mean trying to regain the habits and practices that made sense in other cultural contexts |
Auch bedeutet Evangelisierung nicht den Versuch, Gewohnheiten und Praktiken zurückzugewinnen, die in anderen kulturellen Zusammenhängen einen Sinn ergaben. |
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No, evangelization is [:] |
Nein, die Evangelisierung ist |
a way of discipleship in response to the love of Him who first loved us (see 1 John 4:19); |
ein Weg der Jüngerschaft in Antwort auf die Liebe zu Dem, der uns zuerst geliebt hat (vgl. 1 Joh 4,19); |
a path that allows a faith to be lived, experienced, celebrated and witnessed with joy. |
ein Weg also, der einen Glauben ermöglicht, der mit Freude gelebt, erfahren, gefeiert und bezeugt wird. |
Evangelization leads us to regain the joy of the gospel, the joy of being Christians. There are certainly hard moments and times of the cross; but nothing can destroy the supernatural joy, which is to adapt, to change, and which always remains, as though albeit lightly shining forth light from personal security, to be infinitely loved beyond all else. |
Die Evangelisierung führt uns dazu, die Freude am Evangelium wiederzugewinnen, die Freude, Christen zu sein. Es gibt ganz sicher harte Momente und Zeiten des Kreuzes; nichts aber kann die übernatürliche Freude zerstören, die es versteht sich anzupassen, sich zu wandeln und die immer bleibt, wie ein wenn auch leichtes Aufstrahlen von Licht, das aus der persönlichen Sicherheit hervorgeht, unendlich geliebt zu sein, über alles andere hinaus. Die |
Evangelization produces inner security, “a hopeful serenity that gives a spiritual content that is incomprehensible to worldly standards”[22] . |
Evangelisierung bringt innere Sicherheit hervor, «eine hoffnungsfrohe Gelassenheit, die eine geistliche Zufriedenheit schenkt, die für weltliche Maßstäbe unverständlich ist»[22]. |
Disapproval, apathy, bitterness, criticism and sadness are not good signs or counselors; rather, there are times when “sadness sometimes has to do with ingratitude: one is so closed in oneself that one becomes unable to acknowledge the gifts of God” [23] . |
Verstimmung, Apathie, Bitterkeit, Kritiksucht sowie Traurigkeit sind keine guten Zeichen oder Ratgeber; vielmehr gibt es Zeiten in denen «die Traurigkeit mitunter mit Undankbarkeit zu tun hat: Man ist so in sich selbst verschlossen, dass man unfähig wird, die Geschenke Gottes anzuerkennen»[23]. |
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8. Therefore, our main focus must be on communicating this joy: | |
opening and going out to meet our brothers and sisters, especially those who are at the thresholds of our church doors, on the streets, in prisons, in hospitals to be found in the squares and in the cities. The Lord made a clear statement: “Seek first his kingdom and his righteousness; then everything else will be added to you »(Mt 6:33). |
8. Deshalb muss unser Hauptaugenmerk sein, wie wir diese Freude mitteilen: indem wir uns öffnen und hinausgehen, um unseren Brüdern und Schwestern zu begegnen, besonders jenen, die an den Schwellen unserer Kirchentüren, auf den Straßen, in den Gefängnissen, in den Krankenhäusern, auf den Plätzen und in den Städten zu finden sind. Der Herr drückte sich klar aus: «Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben» (Mt 6,33). |
This means going out to anoint with the Spirit of Christ all the realities of this earth, at their multiple crossroads, especially where “the new stories and paradigms arise to reach with the word of Jesus the innermost core of the soul of the cities” [24], |
Das bedeutet hinauszugehen, um mit dem Geist Christi alle Wirklichkeiten dieser Erde zu salben, an ihren vielfältigen Scheidewegen, ganz besonders dort, «wo die neuen Geschichten und Paradigmen entstehen, um mit dem Wort Jesu den innersten Kern der Seele der Städte zu erreichen»[24]. |
This means helping the suffering of Christ to really and concretely affect that manifold suffering and those situations in which his face continues to suffer from sin and inequality. May this suffering tear down the mask of the old and new forms of slavery that offend men and women alike, especially today as we are constantly confronted with new xenophobic speeches promoting a culture based on both individualism and deportations[s, as well as] indifference, and introversion. And may, on the contrary, the Passion of Christ, which in our communities and communities, especially among the younger people, arouse the passion for His Kingdom! |
Das bedeutet mitzuhelfen, dass das Leiden Christi wirklich und konkret jenes vielfältige Leiden und jene Situationen berühren kann, in denen sein Angesicht weiterhin unter Sünde und Ungleichheit leidet. Möge dieses Leiden den alten und neuen Formen der Sklaverei, welche Männer und Frauen gleichermaßen verletzen, die Maske herunterreißen, besonders heute, da wir immer neu ausländerfeindlichen Reden gegenüberstehen, die eine Kultur fördern, die als Grundlage die Gleichgültigkeit, die Verschlossenheit sowie den Individualismus und die Ausweisung hat. Und es sei im Gegenzug das Leiden Christi, das in unseren Gemeinden und Gemeinschaften, besonders unter den jüngeren Menschen, die Leidenschaft für sein Reich erwecke! |
This requires us to “find spiritual pleasure in being close to people’s lives, to the point of discovering that this is a source of greater joy. The mission is a passion for Jesus, but at the same time a passion for his people “ [25] . |
Das fordert von uns, «einen geistlichen Wohlgefallen daran zu finden, nahe am Leben der Menschen zu sein, bis zu dem Punkt, dass man entdeckt, dass dies eine Quelle höherer Freude ist. Die Mission ist eine Leidenschaft für Jesus, zugleich aber eine Leidenschaft für sein Volk»[25]. |
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So we would have to ask ourselves what the Spirit says today to the Church (cf., Rev. 2: 7), in order to discern the signs of the times [26] , which is not synonymous with a mere adaptation to the spirit of the times (Rom , 2). All efforts of listening, counseling and discernment aim to make the Church daily more faithful, available, attentive and transparent in proclaiming the joy of the gospel, the foundation on which all questions can find a light and answer [27] . ”The challenges exist to be overcome. Let’s be realistic, but without the merriment, the daring and the hopeful dedication to lose! Let us not take the missionary power! » [28] . |
So müssten wir uns also fragen, was der Geist heute der Kirche sagt (vgl. Offb 2,7), um die Zeichen der Zeit zu erkennen[26], was nicht gleichbedeutend ist mit einem bloßen Anpassen an den Zeitgeist (vgl. Röm 12,2). Alle Bemühungen des Hörens, des Beratens und der Unterscheidung zielen darauf ab, dass die Kirche im Verkünden der Freude des Evangeliums, der Grundlage, auf der alle Fragen Licht und Antwort finden können, täglich treuer, verfügbarer, gewandter und transparenter wird[27]. «Die Herausforderungen existieren, um überwunden zu werden. Seien wir realistisch, doch ohne die Heiterkeit, den Wagemut und die hoffnungsvolle Hingabe zu verlieren! Lassen wir uns die missionarische Kraft nicht nehmen!»[28]. |
9. The Second Vatican Council was an important step in building awareness of the Church’s awareness of itself as well as its mission in the world today. This path, which began more than fifty years ago, continues to inspire us for its reception and development, and certainly has not reached its end, especially with regard to the synodality called to develop on the different levels of ecclesial life (parish , Dioceses, at national level, in the universal church as well as in the various congregations and communities). It is the task of this process, especially in these times of strong fragmentation and polarization, to ensure that the sensus Ecclesiae actually lives in every decision we make, and feeds and permeates all levels. It is about the life and the feeling with the church and in the church, which in many situations will cause us suffering in the church and in the church. The universal church lives in and out of the particular churches [29]just as the particular Churches live and flourish in and out of the universal Church; if they were separated from the universal Church, they would weaken, corrupt and die. Hence the need to keep communion with the whole Body of the Church alive and effective. This helps us to overcome the anxiety that isolates us in ourselves and in our particularities, so that we can look and listen to the one in the eye, or so that we can dispense with needs and so accompany those who have been left on the roadside. Sometimes this attitude can manifest itself in a minimal gesture, like that of the Father of the Prodigal Son, who keeps the doors open, so that when the Son returns, he can enter without difficulty [30]., It does not mean not to go, not to move forward, to change nothing and perhaps not even to debate and contradict, but it is simply the result of the knowledge that we are essentially part of a larger body that claims us, who is waiting for us and needs us, and that we also claim, expect and need. It is the joy of being part of the holy and patient faithful people of God. |
9. Das Zweite Vatikanische Konzil war ein wichtiger Schritt für die Heranbildung des Bewusstseins, das die Kirche sowohl über sich selbst als auch über ihre Mission in der heutigen Welt hat. Dieser Weg, der vor über fünfzig Jahren begann, spornt uns weiterhin zu seiner Rezeption und Weiterentwicklung an und ist jedenfalls noch nicht an seinem Ende angelangt, insbesondere bezüglich der Synodalität, die berufen ist, sich auf den verschiedenen Ebenen des kirchlichen Lebens zu entfalten (Pfarrei, Diözesen, auf nationaler Ebene, in der Weltkirche sowie in den verschiedenen Kongregationen und Gemeinschaften). Es ist Aufgabe dieses Prozesses, gerade in diesen Zeiten starker Fragmentierung und Polarisierung sicherzustellen, dass der Sensus Ecclesiae auch tatsächlich in jeder Entscheidung lebt, die wir treffen, und der alle Ebenen nährt und durchdringt. Es geht um das Leben und das Empfinden mit der Kirche und in der Kirche, das uns in nicht wenigen Situationen auch Leiden in der Kirche und an der Kirche verursachen wird. Die Weltkirche lebt in und aus den Teilkirchen[29], so wie die Teilkirchen in und aus der Weltkirche leben und erblühen; falls sie von der Weltkirche getrennt wären, würden sie sich schwächen, verderben und sterben. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die Gemeinschaft mit dem ganzen Leib der Kirche immer lebendig und wirksam zu erhalten. Das hilft uns, die Angst zu überwinden, die uns in uns selbst und in unseren Besonderheiten isoliert, damit wir demjenigen in die Augen schauen und zuhören oder damit wir auf Bedürfnisse verzichten können und so denjenigen zu begleiten vermögen, der am Straßenrand liegen geblieben ist. Manchmal kann sich diese Haltung in einer minimalen Geste zeigen, wie jene des Vaters des Verlorenen Sohnes, der die Türen offen hält, so dass der Sohn, wenn er zurückkehrt, ohne Schwierigkeiten eintreten kann[30]. Das bedeutet nicht, nicht zu gehen, nicht voranzuschreiten, nichts zu ändern und vielleicht nicht einmal zu debattieren und zu widersprechen, sondern es ist einfach die Folge des Wissens, dass wir wesentlich Teil eines größeren Leibes sind, der uns beansprucht, der auf uns wartet und uns braucht, und den auch wir beanspruchen, erwarten und brauchen. Es ist die Freude, sich als Teil des heiligen und geduldigen treuen Volkes Gottes zu fühlen. |
The upcoming challenges, the different topics and issues can not be ignored or obscured; you have to face them, taking care not to get caught up in them and lose sight, the horizon is limited and reality crumbles. ”If we remain in the ups and downs of conflicts, we lose the sense of the deep unity of reality” [31] . In this sense, the Sensus Ecclesiae gives us this broad horizon of possibility from which to try to answer the urgent questions. The Sensus Ecclesiae reminds us at the same time of the beauty of the multiform face of the church [32], This face is diverse, not only from a spatial perspective, in its peoples, races and cultures [33] , but also from its temporal reality, which allows us to immerse ourselves in the sources of the liveliest and most complete tradition. For its part, this tradition is called to keep the fire alive instead of merely keeping the ashes [34] . It allows all generations to rekindle first love with the help of the Holy Spirit. |
Die anstehenden Herausforderungen, die verschiedenen Themen und Fragestellungen können nicht ignoriert oder verschleiert werden; man muss sich ihnen stellen, wobei darauf zu achten ist, dass wir uns nicht in ihnen verstricken und den Weitblick verlieren, der Horizont sich dabei begrenzt und die Wirklichkeit zerbröckelt. «Wenn wir im Auf und Ab der Konflikte verharren, verlieren wir den Sinn für die tiefe Einheit der Wirklichkeit»[31]. In diesem Sinne schenkt uns der Sensus Ecclesiae diesen weiten Horizont der Möglichkeit, aus dem heraus versucht werden kann, auf die dringenden Fragen zu antworten. Der Sensus Ecclesiae erinnert uns zugleich an die Schönheit des vielgestaltigen Angesichts der Kirche[32]. Dieses Gesicht ist vielfältig, nicht nur aus einer räumlichen Perspektive heraus, in ihren Völkern, Rassen und Kulturen[33], sondern auch aus ihrer zeitlichen Wirklichkeit heraus, die es uns erlaubt, in die Quellen der lebendigsten und vollsten Tradition einzutauchen. Ihrerseits ist diese Tradition berufen, das Feuer am Leben zu erhalten, statt lediglich die Asche zu bewahren[34]. Sie erlaubt es allen Generationen, die erste Liebe mit Hilfe des Heiligen Geistes wieder zu entzünden. |
The Sensus Ecclesiae frees us from self-loathing and ideological tendencies to give us a taste of that certainty of the Second Vatican Council, when it affirmed that the anointing of the Holy One (1 John 2:20, 27) belongs to the whole of the faithful [ 35], Communion with the holy and faithful people of God, the bearer of the anointing, keeps the hope and the certainty alive that the Lord walks by our side and that it is he who sustains our steps. A healthy common on-the-way-existence must let this conviction shine through in the search for mechanisms, by which all voices, in particular those of the simple and small, find space and hearing. The anointing of the saint, which was poured out on all the ecclesiastical body, “distributes special graces among the believers of every state and every condition of life, and distributes his gifts to each according to his will(1 Cor 12:11). Through these he makes them suitable and ready to undertake various works and ministries for the renewal and full construction of the church, according to the word: to each one the benefit of the Spirit is bestowed (1 Cor 12: 7) » [36] . This helps us to pay attention to this ancient and ever-renewed temptation of the promoters of Gnosticism who, in order to make their name and increase their reputation for doctrine and glory, have tried to say something always new and different than that what the word of God has given them. It is what St. John with the term proagondescribes (2 John 9); what is meant is the one who wants to be ahead, the advanced one who pretends to go beyond the “ecclesial we” but who saves from the excesses that threaten the community [37] . |
Der Sensus Ecclesiae befreit uns von Eigenbrötelei und ideologischen Tendenzen, um uns einen Geschmack dieser Gewissheit des Zweiten Vatikanischen Konzils zu geben, als es bekräftigte, dass die Salbung des Heiligen (vgl. 1 Joh 2,20. 27) zur Gesamtheit der Gläubigen gehört[35]. Die Gemeinschaft mit dem heiligen und treuen Volk Gottes, dem Träger der Salbung, hält die Hoffnung und die Gewissheit am Leben, dass der Herr an unserer Seite wandelt und dass er es ist, der unsere Schritte stützt. Ein gesundes gemeinsames Auf-dem-Weg-Sein muss diese Überzeugung durchscheinen lassen in der Suche nach Mechanismen, durch die alle Stimmen, insbesondere die der Einfachen und Kleinen, Raum und Gehör finden. Die Salbung des Heiligen, die über den ganzen kirchlichen Leib ausgegossen wurde, «verteilt besondere Gnaden unter den Gläubigen eines jeden Standes und jeder Lebensbedingung und verteilt seine Gaben an jeden nach seinem Willen (1 Kor 12,11). Durch diese macht er sie geeignet und bereit, für die Erneuerung und den vollen Aufbau der Kirche verschiedene Werke und Dienste zu übernehmen gemäß dem Wort: Jedem wird der Erweis des Geistes zum Nutzen gegeben (1 Kor 12,7)»[36]. Dies hilft uns, auf diese alte und immer neue Versuchung der Förderer des Gnostizismus zu achten, die, um sich einen eigenen Namen zu machen und den Ruf ihrer Lehre und ihren Ruhm zu mehren, versucht haben, etwas immer Neues und Anderes zu sagen als das, was das Wort Gottes ihnen geschenkt hat. Es ist das, was der heilige Johannes mit dem Terminus proagon beschreibt (2 Joh 9); gemeint ist damit derjenige, der voraus sein will, der Fortgeschrittene, der vorgibt über das „kirchliche Wir” hinauszugehen, das jedoch vor den Exzessen bewahrt, die die Gemeinschaft bedrohen[37]. |
10. Therefore, pay close attention to any temptation that results in wanting to reduce the people of God to an enlightened group that does not allow one to see, rejoice, and thank for the inconspicuous, scattered sanctity. This holiness that lives “in the patient people of God: in the parents who educate their children with so much love, in the men and women who work to bring their daily bread home, to the sick, to the elderly Religious women who continue to smile. In this continuity of a daily progression, I see the sanctity of the quarreling Church. Often this is the holiness “next door,” those who live near us and who are a reflection of the presence of God » [38], This is the holiness that protects and has always preserved the Church from any ideological, pseudo-scientific and manipulative reduction. This holiness stimulates, reminds and invites us to develop this Marian style in the missionary work of the Church, which is able to express with compassion righteousness, contemplation with action, and tenderness with conviction. ”Because every time we look at Mary, we again believe in the revolutionary of tenderness and love. In it we see that humility and tenderness are not the virtues of the weak, but of the strong, who do not need to treat others badly in order to feel important » [39] . |
10. Deshalb achtet aufmerksam auf jede Versuchung, die dazu führt, das Volk Gottes auf eine erleuchtete Gruppe reduzieren zu wollen, die nicht erlaubt, die unscheinbare, zerstreute Heiligkeit zu sehen, sich an ihr zu freuen und dafür zu danken. Diese Heiligkeit, die da lebt «im geduldigen Volk Gottes: in den Eltern, die ihre Kinder mit so viel Liebe erziehen, in den Männern und Frauen, die arbeiten, um das tägliche Brot nach Hause zu bringen, in den Kranken, in den älteren Ordensfrauen, die weiter lächeln. In dieser Beständigkeit eines tagtäglichen Voranschreitens sehe ich die Heiligkeit der streitenden Kirche. Oft ist das die Heiligkeit „von nebenan”, derer, die in unserer Nähe wohnen und die ein Widerschein der Gegenwart Gottes sind»[38]. Das ist die Heiligkeit, die die Kirche vor jeder ideologischen, pseudo-wissenschaftlichen und manipulativen Reduktion schützt und immer bewahrt hat. Diese Heiligkeit regt uns an, erinnert daran und lädt ein, diesen marianischen Stil im missionarischen Wirken der Kirche zu entwickeln, die so in der Lage ist, Gerechtigkeit mit Barmherzigkeit, Kontemplation mit Aktion und Zärtlichkeit mit Überzeugung auszudrücken. «Denn jedes Mal, wenn wir auf Maria schauen, glauben wir wieder an das Revolutionäre der Zärtlichkeit und der Liebe. An ihr sehen wir, dass die Demut und die Zärtlichkeit nicht Tugenden der Schwachen, sondern der Starken sind, die nicht andere schlecht zu behandeln brauchen, um sich wichtig zu fühlen»[39]. |
There is a thought-provoking and powerful proverb in my homeland that can illuminate this: “Unite the brothers, for that is the first law; they may preserve unity at all times, for when they fight among themselves, they are devoured by outsiders. “ [40], Brothers and sisters, we have care for each other! Let us pay attention to the temptation of the father of lying and separation, the master of division, who, in driving the search for an apparent good or an answer to a particular situation, ultimately dismembers the body of the holy and faithful people of God! Let us walk together as apostolic bodies and hear each other under the guidance of the Holy Spirit - even though we do not think in the same way - out of the wise conviction that “the Church, in the course of the centuries, is constantly filled with the divine truth striving to fulfill God’s words “ [41] . |
In meinem Heimatland gibt es ein zum Nachdenken anregendes und kraftvolles Sprichwort, das das erhellen kann: «Vereint seien die Brüder, denn das ist das erste Gesetz; sie mögen die Einheit wahren zu jeder Zeit, denn wenn sie untereinander kämpfen, werden sie von den Außenstehenden verschlungen»[40]. Brüder und Schwestern, haben wir Sorge füreinander! Achten wir auf die Versuchung durch den Vater der Lüge und der Trennung, den Meister der Spaltung, der beim Antreiben der Suche nach einem scheinbaren Gut oder einer Antwort auf eine bestimmte Situation letztendlich den Leib des heiligen und treuen Volkes Gottes zerstückelt! Begeben wir uns als apostolische Körper gemeinsam auf den Weg und hören wir einander unter der Führung des Heiligen Geistes – auch wenn wir nicht in gleicher Weise denken – aus der weisen Überzeugung heraus, dass «die Kirche im Gang der Jahrhunderte ständig der Fülle der göttlichen Wahrheit entgegenstrebt, bis an ihr sich Gottes Worte erfüllen»[41]. |
11. The synodal perspective does not resolve opposites or confusions, nor does it subordinate conflicts to the decisions of a “good consensus” that compromise faith, to the results of censuses or surveys that arise on this or that subject. That would be very restrictive. With the background and the centrality of evangelization and the Sensus Ecclesiae. As determinative elements of our ecclesial DNA, synodality purposely claims to accept a mode of being of the Church in which “the whole is more than the part, and it is more than its simple sum. |
11. Die synodale Sichtweise hebt weder Gegensätze oder Verwirrungen auf, noch werden durch sie Konflikte den Beschlüssen eines “guten Konsenses”, die den Glauben kompromittieren, den Ergebnissen von Volkszählungen oder Erhebungen, die sich zu diesem oder jenem Thema ergeben, untergeordnet. Das wäre sehr einschränkend. Mit dem Hintergrund und der Zentralität der Evangelisierung und dem Sensus Ecclesiae als bestimmende Elemente unserer kirchlichen DNA beansprucht die Synodalität bewusst eine Art und Weise des Kirche-Seins anzunehmen, bei dem «das Ganze mehr ist als der Teil, und es ist auch mehr als ihre einfache Summe. |
So you should not bite too hard into issues that are limited to special situations, but always have to look wide to see a greater good that benefits us all. | Man darf sich also nicht zu sehr in Fragen verbeißen, die begrenzte Sondersituationen betreffen, sondern muss immer den Blick weiten, um ein größeres Gut zu erkennen, das uns allen Nutzen bringt. |
However, that must not have the character of an escape or an uprooting. It is necessary to lower the roots into the fertile soil and into the history of one’s own place, which is a gift of God. You work on a small scale, with what is nearby, but with a different perspective » [42] . | Das darf allerdings nicht den Charakter einer Flucht oder einer Entwurzelung haben. Es ist notwendig, die Wurzeln in den fruchtbaren Boden zu senken und in die Geschichte des eigenen Ortes, die ein Geschenk Gottes ist. Man arbeitet im Kleinen, mit dem, was in der Nähe ist, jedoch mit einer weiteren Perspektive»[42]. |
12. This requires an attitude of vigilance and conversion from the people of God, and especially from their shepherds, which will enable them to preserve the life and efficacy of these realities. Alertness and conversion are gifts that only the Lord can give us. It must be enough for us to ask for his mercy through prayer and fasting. I have always been impressed by how the Lord was tried in a special way during his earthly life, especially in the moments of great decisions. Prayer and fasting had a special and determining significance for his entire subsequent action (cf. Mt 4,1-11). Synodality, too, can not escape this logic and must always be accompanied by the grace of repentance, so that our personal and collective action becomes more and more the same. To match and represent the kenosis of Christ (see Phil 2: 1-11). To speak, act and respond as the Body of Christ also means to speak and act in the manner of Christ with the same attitudes, with the same prudence and the same priorities. Following the example of the Master who “emptied himself and became a slave” (Phil. 2: 7), the grace of conversion frees us from false and sterile protagonists. It frees us from the temptation of staying in sheltered and comfortable positions and invites us to go to the margins to find ourselves and listen better to the Lord. |
12. Dies verlangt vom ganzen Volk Gottes und besonders von ihren Hirten eine Haltung der Wachsamkeit und der Bekehrung, die es ermöglicht, das Leben und die Wirksamkeit dieser Wirklichkeiten zu erhalten. Die Wachsamkeit und die Bekehrung sind Gaben, die nur der Herr uns schenken kann. Uns muss es genügen, durch Gebet und Fasten um seine Gnade zu bitten. Immer hat es mich beeindruckt, wie der Herr während seines irdischen Lebens, insbesondere in den Augenblicken großer Entscheidungen, in besonderer Weise versucht wurde. Gebet und Fasten hatten eine besondere und bestimmende Bedeutung für sein gesamtes nachfolgendes Handeln (vgl. Mt 4,1-11). Auch die Synodalität kann sich dieser Logik nicht entziehen und muss immer von der Gnade der Umkehr begleitet sein, damit unser persönliches und gemeinschaftliches Handeln sich immer mehr der Kenosis Christi angleichen und sie darstellen kann (vgl. Phil 2,1-11). Als Leib Christi sprechen, handeln und antworten, bedeutet auch, in der Art und Weise Christi mit den gleichen Haltungen, mit derselben Umsicht und denselben Prioritäten zu sprechen und zu handeln. Dem Beispiel des Meisters folgend, der «sich selbst entäußerte, und wie ein Sklave wurde» (Phil 2,7), befreit uns die Gnade der Bekehrung deshalb von falschen und sterilen Protagonismen. Sie befreit uns von der Versuchung, in geschützten und bequemen Positionen zu verharren, und lädt uns ein, an die Ränder zu gehen, um uns selbst zu finden und besser auf den Herrn zu hören. |
This attitude of emptying also allows us to experience the creative and always rich power of hope born of the poverty of the gospel to which we are called; it makes us free for evangelization and witness. Thus, we allow the mind to refresh and renew our lives, freeing it from slavery, inertia and extraneous comfort that prevent us from going out and, above all, worshiping. For in worship, man fulfills his highest duty and allows him to take a look at the coming clarity, which helps us to taste the new creation [43] . |
Diese Haltung der Entäußerung erlaubt es uns auch, die kreative und immer reiche Kraft der Hoffnung zu erfahren, die aus der Armut des Evangeliums geboren wurde, zu der wir berufen sind; sie macht uns frei zur Evangelisierung und zum Zeugnis. So erlauben wir dem Geist, unser Leben zu erfrischen und zu erneuern, indem er es von Sklaverei, Trägheit und nebensächlichem Komfort befreit, die uns daran hindern, hinauszugehen und, vor allem, anzubeten. Denn in der Anbetung erfüllt der Mensch seine höchste Pflicht und sie erlaubt ihm, einen Blick auf die kommende Klarheit zu werfen, die uns hilft, die neue Schöpfung zu verkosten[43]. |
Without this perspective, we run the risk of starting from ourselves or from the desire for self-justification and self-preservation, which leads to changes and regulations that get stuck halfway. Far from solving the problems, it ends up being entangled in an endless spiral, stifling and killing off the most beautiful, liberating, and auspicious preaching we have that gives meaning to our existence: Jesus Christ is the one Sir! We need the prayer, repentance, and worship that enable us to speak to the publican: “God, have mercy on me as a sinner” (Luke 18:13), not in a hypocritical, infantile or petty manner, but with the Courage to open the door and see what is usually superficial,[44] . |
Ohne diese Perspektive laufen wir Gefahr, von uns selbst oder vom Wunsch nach Selbstrechtfertigung und Selbsterhaltung auszugehen, was zu Veränderungen und Regelungen führt, die auf halbem Weg stecken bleiben. Weit davon entfernt, die Probleme zu lösen, endet das darin, dass wir uns in einer endlosen Spirale verfangen, und damit die schönste, befreiende und verheißungsvolle Verkündigung erstickt und abtötet, die wir haben und die unserer Existenz einen Sinn gibt: Jesus Christus ist der Herr! Wir bedürfen des Gebetes, der Buße und der Anbetung, die es uns ermöglichen, mit dem Zöllner zu sprechen: «Gott, sei mir Sünder gnädig!» (Lk 18,13), nicht in heuchlerischer, infantiler oder kleinmütiger Weise, sondern mit dem Mut, die Tür zu öffnen und das zu sehen, was normalerweise durch Oberflächlichkeit, durch die Kultur des Wohlbefindens und des Augenscheins verdeckt bleibt[44]. |
Basically, these attitudes - true spiritual remedies (prayer, penance, and worship) - enable us to experience once again that being a Christian means being blessed and blessed, and thus carriers of bliss for others. To be a Christian means to belong to the Church of the Beatitudes for the blessed of today: the poor, the hungry, the weeping, the hated, the excluded and the cursed (see Luke 6: 20-23). Let us not forget: “In the Beatitudes the Lord shows us the way. If we go the way of the beatitudes, we can reach the truest human and divine happiness. The Beatitudes are the mirrors that tell us at a glance whether we are on a right path: this mirror does not lie “ [45] ! |
Im Grunde genommen ermöglichen uns diese Geisteshaltungen – wahre geistliche Heilmittel (Gebet, Buße und Anbetung) –, noch einmal zu erfahren, dass Christ-Sein bedeutet, sich selig und gesegnet und somit Träger der Glückseligkeit für die anderen zu wissen. Christ-Sein bedeutet, der Kirche der Seligpreisungen für die Seliggepriesenen von heute anzugehören: die Armen, die Hungrigen, die Weinenden, die Gehassten, die Ausgeschlossenen und die Beschimpften (vgl. Lk 6,20-23). Vergessen wir nicht: «In den Seligpreisungen zeigt der Herr uns den Weg. Wenn wir den Weg der Seligpreisungen gehen, können wir zum wahrsten menschlichen und göttlichen Glück gelangen. Die Seligpreisungen sind der Spiegel, der uns mit einem Blick darauf kundtut, ob wir auf einem richtigen Weg gehen: Dieser Spiegel lügt nicht»[45]! |
13. Dear brothers and sisters, I know your steadfastness and I know what you have endured and endured for the name of the Lord; I also know about your desire and your desire to revive the first love in the Church with the power of the Spirit (see Rev 2,1-5). This spirit, which does not break the broken reeds and does not extinguish the smoldering wick (compare Isaiah 42: 3), nourish and revive the good that characterizes your people, and let it blossom! I want to stand by you and accompany you, knowing that if the Lord sees us worthy to live that hour, He has not done that to shame or paralyze us in the face of the challenges. Rather, he wants His Word once again to challenge and kindle our hearts, as He did with your fathers, so that your sons and daughters will receive visions and your ancestors again prophetic dreams (see Joel 3,1). His love “allows us to raise our heads and start afresh. Let us not flee before the resurrection of Jesus, let us never be beaten, whatever happens. Nothing should be stronger than his life, which drives us forward! »[46] . |
13. Liebe Brüder und Schwestern, ich weiß um eure Standfestigkeit und mir ist bekannt, was ihr für den Namen des Herrn durchgestanden und erduldet habt; ich weiß auch um eurem Wunsch und eurer Verlangen, die erste Liebe in der Kirche mit der Kraft des Geistes wiederzubeleben (vgl. Offb 2,1-5). Dieser Geist, der das gebrochene Schilfrohr nicht zerbricht und den glimmenden Docht nicht auslöscht (vgl. Jes 42,3), nähre und belebe das Gute, das euer Volk auszeichnet, und lasse es erblühen! Ich möchte euch zur Seite stehen und euch begleiten in der Gewissheit, dass, wenn der Herr uns für würdig hält, diese Stunde zu leben, Er das nicht getan hat, um uns angesichts der Herausforderungen zu beschämen oder zu lähmen. Vielmehr will er, dass Sein Wort einmal mehr unser Herz herausfordert und entzündet, wie Er es bei euren Vätern getan hat, damit eure Söhne und Töchter Visionen und eure Alten wieder prophetische Träume empfangen (vgl. Joel 3,1). Seine Liebe «erlaubt uns, das Haupt zu erheben und neu zu beginnen. Fliehen wir nicht vor der Auferstehung Jesu, geben wir uns niemals geschlagen, was auch immer geschehen mag. Nichts soll stärker sein als sein Leben, das uns vorantreibt!»[46]. |
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Und so bitte ich Euch, betet für mich! |
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Vatikan, den 29. Juni 2019 |
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FRANZISKUS |
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[1] Franziskus, Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 11.
[2] Vgl. Benedikt XVI., Begegnung mit den Deutschen Bischöfen in Köln, XX. Weltjugendtag (21. August 2005).
[3] Vgl. II. Vat. Konzil, Pastoralkonstitution Gaudium et spes, 58.
[4] Benedikt XVI., Begegnung mit den Deutschen Bischöfen in Köln, XX. Weltjugendtag (21. August 2005).
[5] Franziskus, Ad limina Besuch der Deutschen Bischöfe (20. November 2015).
[6] Vgl. Franziskus, Apostolische Konstitution Episcopalis communio (15. September 2018).
[7] Vgl. II. Vat. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium, 23; Konzilsdekret über den Dienst der Bischöfe Christus Dominus, 3. Mit einem Zitat der Internationale Theologenkommission aus deren jüngstem Dokument Die Synodalität im Leben und in der Sendung der Kirche, sagte ich den italienischen Bischöfen: «Die Kollegialität ist deshalb die spezifische Form in der die kirchliche Synodalität zum Ausdruck kommt; sie verwirklicht sich durch den Dienst der Bischöfe auf der Ebene der communio unter den Teilkirchen einer Region und durch die communio unter allen Teilkirchen in der Weltkirche. Ein jeder authentische Ausdruck der Synodalität verlangt wesensmäßig den kollegialen Dienst der Bischöfe», vgl. Ansprache an die Italienische Bischofskonferenz (20. Mai 2019).
[8] Vgl. II. Vat. Konzil, Dogmat. Konst. über die Kirche Lumen gentium, 8.
[9] Yves Congar, Vera e falsa riforma nella Chiesa, 259.
[10] Franziskus, Ansprache an die Deutsche Bischofkonferenz (20. November 2015).
[11] Schlussendlich ist es die Logik eines technokratischen Denkens, das sich allen Entscheidungen, Beziehungen und Nuancen unseres Lebens aufnötigt (vgl. Franziskus, Enzyklika Laudato sii, 106-114). Deshalb beeinflusst eine solche Logik auch unser Denken und Fühlen und unsere Art und Weise, Gott und den Nächsten zu lieben.
[12] Franziskus, Diözesanversammlung des Bistums Rom (9. Mai 2019).
[13] Vgl. Franziskus, Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 97: «Gott befreie uns von einer weltlichen Kirche unter spirituellen oder pastoralen Drapierungen! Diese erstickende Weltlichkeit erfährt Heilung, wenn man die reine Luft des Heiligen Geistes kostet, der uns davon befreit, um uns selbst zu kreisen, verborgen in einem religiösen Anschein über gottloser Leere. Lassen wir uns das Evangelium nicht nehmen!».
[14] Franziskus, Diözesanversammlung des Bistums Rom (9. Mai 2019).
[15] Franziskus, Apostolisches Schreiben Gaudete et exsultate, 52.
[16] Franziskus, Nachtsynodales Apostolisches Schreiben Christus vivit, 121.
[17] Eine Haltung, die entweder einen Geist des uneingeschränkten Verlangens nach Erfolg entfacht im Falle günstigen Windes oder eine Opferhaltung hervorbringt, wenn „es gilt, gegen den Wind zu rudern”. Diese Denkweisen sind dem Geist des Evangeliums fremd und lassen eine elitäre Glaubenspraxis durchscheinen. Weder das eine, noch das andere; der Christ lebt aus der Danksagung.
[18] Franziskus, Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 26.
[19] Franziskus, Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 83.
[20] Vgl. Paul VI., Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi, 14.
[21] Ebd, 15.
[22] Vgl. Franziskus, Apostolisches Schreiben Gaudete et exsultate, 125.
[23] Ebd, 126.
[24] Franziskus, Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 74.
[25] Ebd, 268.
[26] Vgl. II. Vat. Konzil, Pastoralkonstitution Gaudium et spes, 4; 11.
[27] Vgl. Franziskus, Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 28.
[28] Ebd, 109.
[29] Vgl. II. Vat. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen Gentium, 23.
[30] Vgl. Franziskus, Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 46.
[31] Franziskus, Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 226.
[32] Vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte, 40.
[33] Vgl. II. Vat. Konzil, Dogmat. Konst. über die Kirche Lumen Gentium, 13.
[34] Gustav Mahler (zugeschrieben): „die Tradition ist die Gewähr für die Zukunft und nicht die Hüterin der Asche”.
[35] Vgl. II. Vat. Konzil, Dogmat. Konst. über die Kirche Lumen Gentium, 12.
[36] Vgl. II. Vat. Konzil, Dogmat. Konst. über die Kirche Lumen Gentium, 12.
[37] Vgl. Joseph Ratzinger, Der Gott Jesu Christi, München 1976. S. 142.
[38] Franziskus, Apostolisches Schreiben Gaudete et exsultate, 7.
[39] Franziskus, Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 288.
[40] José Hernandez, Martín Fierro, secunda parte, Decimoséptima sextina.
[41] II. Vat. Konzil, Dogm. Konst. über die göttliche Offenbarung Dei Verbum, 8.
[42] Franziskus, Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 235.
[43] Vgl. Romano Guardini, Glaubenserkenntnis. Mainz 3. Aufl. 1997. S.16.
[44] Vgl. J. M. Bergoglio, Sobre la acusación de sí, 2.
[45] Franziskus Ansprache vor dem 5. Nationalen Kongress der Kirche in Italien, Florenz, 10. November 2015.
[46] Franziskus, Apostolisches Schreiben Evangelii gaudium, 3.
Bollettino della Sala Stampa della Santa Sede, 29. Juni 2019
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